Unterrichts-Einsichten - Schuljahr 2007/2008 - Mathematik Ma4-g
Exponential- und Logarithmusfunktionen
2007-12-10
- Wir
haben versucht, eine Funktion zu finden, die die Bedingung f(x)=f '(x)
erfüllt, bei der also für jeden x-Wert der Funktionswert und die
Ableitung übereinstimmen.
- Eine
sehr einfache Lösung haben Sie sofort gefunden: f(x)=0. Es war nun die
Frage, ob es nur diese triviale Lösung gibt oder ob vielleichtnoch eine weitere Lösung existiert.
- Einigen von Ihnen bereitete es Schwierigkeiten, die Bedingung in eine Zeichnung umzusetzen:
Es sollte für verschiedene Punkte im Koordinatensystem durch eine kurze
Strecke das Steigungsverhalten an dieser Stelle angegeben werden. Das
Bild, das sich daraus ergibt, nennt man Steigungsfeld.

- Aus dem Steigungsfeld haben Sie herausgelesen, dass die gesuchte Funktion eine Exponentialfunktion der Form f(x)=ax sein könnte und dass der Wert für a wohl zwischen 2 und 3 liegt.
Weitere Überlegungen in der morgigen Stunde.
2007-12-11
- Die Überlegungen in der letzten Stunde haben ergeben, dass eine Funktion mit der Eigenschaft f(x)=f '(x) von der Art f(x)=ax
sein könnte. Für a konnten wir den Bereich auf das Intervall [2,3]
einschränken. Sehr viel genauer war aber aus der Zeichnung der Wert von
a nicht zu erkennen.
- Deshalb
wählten wir einen neuen Ansatz mit einer Funktion, die abgeleitet
ähnlich aussieht wie sie selbst. Ganzrationale Funktionen haben die
Eigenschaft, nach dem Ableiten wieder ganzrational zu sein.
Also haben wir versuchsweise die Ableitung von
gebildet:
Das
Aussehen der beiden Terme ist ähnlich, die Koeffizienten stimmen aber
nicht überein und leider ist die Ableitungsfunktion um ein Element
kürzer. - Ausweg:
Mit der unendlichen Summe müssen wir uns abfinden, die Koeffizienten
haben wir experimentell so geändert, dass die Ableitungsfunktion
tatsächlich mit der ursprünglichen Funktion übereinstimmt:

Sie
fanden als Gesetzmäßigkeit heraus, dass der Nenner eines Bruchs immer
gleich dem Nenner des vorhergehenden Bruches multipliziert mit der
Hochzahl von x des aktuellen Bruches ist.
Einfacher wird die Bildungsregel, wenn man die Summe mit Hilfe der Fakultät-Schreibweise ausdrückt:

Zur
Erinnerung (oder zum Kennenlernen): 0! = 1 ; 1! = 1 ; n! = n · (n-1)!
; 27! spricht man aus als "Siebenundzwanzig Fakultät" - Mit Hilfe dieser Funktion und der in der letzten Stunde gefundenen Form f(x)=ax können wir nun das a berechnen, indem wir für x den Wert 1 wählen:

Die
exakte Berechnung würde wegen der unendlich vielen Summanden natürlich
unendlich lange dauern. Da die Summanden aber immer kleiner werden,
kommt man bei einer vorgegebenen Genauigkeit doch in endlicher Zeit zum
Ergebnis. Sinnvollerweise sollte man für die Rechnung ein
Computerprogramm einsetzen.
Mit OOo-Calc sieht die Berechnung z.B. so aus: links die Werte in der Tabelle, rechts die verwendeten Formeln

Wie man sieht, ändert sich der Näherungswert ab Zeile 19 bei der eingestellten Genauigkeit nicht mehr.
Der
gefundene Wert für die Zahl a ist aber eine nichtperiodische
Dezimalzahl, die unendlich viele von 0 verschiedene Stellen hat.
Man nennt die Zahl e nach dem berühmten Mathematiker Euler.
2007-12-14
- Legt man ein Kapital K0 zu p Prozent Zinsen an, so besitzt man bei jährlicher Verzinsung nach
1 Jahr: K1 = K0 · (1 + p/100)
2 Jahren: K2 = K0 · (1 + p/100)2
3 Jahren: K3 = K0 · (1 + p/100)3
n Jahren: Kn = K0 · (1 + p/100)n - Eigentlich
ist diese Art der Verzinsung "ungerecht", weil das Geld ein ganzes Jahr
auf der Bank bleiben muss, bis es verzinst wird.
Wie
sähe es aus, wenn jeweils nach einem halben Jahr verzinst würde (dann
natürlich auch nur zum halben Prozentsatz) oder monatlich (mit 1/12 des
Jahreszinssatzes)?
Für ein Jahr würde sich das Kapital bei monatlicher Verzinsung zu K12 = K0 · (1 + p/(100·12))12 berechnen.
Würde n-mal in einem Jahr verzinst, ergäbe sich Kn = K0 · (1 + p/(100·n))n.
Nehmen wir einmal an, wir würden 1 Euro einzahlen und (leider nicht realisierbar) mit p=100 einen Zinssatz von 100% haben.
Dann hätten wir am Ende des Jahres bei n-facher Verzinsung Kn = (1 + 1/n)n Euro auf dem Konto.
Mit
dem Taschenrechner haben wir experimentell gefunden, dass bei
kontinuierlicher Verzinsung, also für n→∞, das Kapital 2,718281828 Euro
betragen würde. - Auch hier begegnet uns also wieder die Eulersche Zahl e=2,718281828.... als Grenzwert:

- Bei der Kurvendiskussion der Funktion mit der Gleichung f(x) = x·ex erkannten wir, wie einfach die Ableitungen gebildet werden können, wenn eine e-Funktion im Spiel ist:
f(x) = x · ex
f ' (x) = (1+x) · ex
f '' (x) = (2+x) · ex
f ''' (x) = (3+x) · ex
f (n) (x) = (n+x) · ex
Auch
das Aufleiten bzw. Integrieren geht ähnlich einfach: Man muss nur in
der Folgen der Ableitungen nicht nach unten, sondern nach oben gehen.
Obwohl
wir noch nicht die erweiterten Ableitungsregeln beherrschen (Stoff des
Semesters 13.2), können wir folgendes Integral berechnen:
∫ x · ex dx = (-1+x) · ex - Hausaufgabe: Kurvendiskussion und Flächenbestimmung zu f(x) = x2 · ex .
2007-12-17
- Besprechung der Hausaufgabe:
f(x) = x2 · ex → doppelte Nullstelle bei x=0
f '(x) = ( 2x + x2 ) · ex → Extrema bei x=0 und x=-2
f ''(x) = ( 2 + 4x + x2 ) · ex → Wendepunkte bei x=-2+-√2

- Spiegelt man einen Graph an der Gerade y=x (1. Winkelhalbierende), so erhält man den Graph der Umkehrfunktion.
In der Funktionsgleichung müssen dabei x und y ausgetauscht werden. Dann wird die Gleichung nach y aufgelöst.

rot: f(x) = ex grün: f(x) = ln x
Rechenweg: y = ex → x = ey → y = loge x = ln x
2007-12-18
- Will
man Funktionen untersuchen, die den natürlichen Logarithmus enthalten,
muss man die Logarithmusfunktion ableiten und integrieren können.
Am
Beispiel dieser Ableitung lässt sich gut eine weitere
Ableitungs-Methode zeigen, die sich immer dann einsetzen kann, wenn die
Ableitung der Umkehrfunktion leichter ist als die Ableitung der
Funktion selbst. - Ableitungen können geschrieben werden als f '(x) oder y' oder auch
. Diese letzte Schreibweise geht auf den Mathematiker und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.
Mit der Bruchschreibweise können wir sehr einfach die Ableitung der Umkehrfunktion bilden:
. - Wir können y = ln x umformen in x = ey . Dann gilt für die Ableitung von x nach y wegen der Ableitung der e-Funktion: x' = ey .
Insgesamt ergibt sich also:
.
Der Ableitungsgraph für die natürliche Logarithmusfunktion ist also der Graph der Normal-Hyperbel. - Damit können wir nun auch das Integral der Hyperbelfunktion bilden: Es ergibt sich die natürliche Logarithmusfunktion:

2008-01-07
- Rückgabe der Klausur 1
- Beginn: Ableitung und Integral einer allgemeinen Exponentialfunktion.
2008-01-08
- Folgende Formeln haben wir gefunden:


- Hausaufgabe: Die Funktionsgleichung
ist gegeben. Gesucht sind Nullstellen, Extrema und Wendepunkte.
2008-01-11
- Bei e-Funktionen lassen sich häufig einfache Gesetzmäigkeiten bei den Ableitungen erkennen.
Wir haben das am Beispiel der Funktionenschar
durchgespielt:

- Sehr
einfach lässt sich nun auch das Integral der Funktion bilden, indem man
einfach die "(-1)-te Ableitung" von f mit der Begründung
Integration und Differentiation sind Rechenarten, die sich gegenseitig aufheben
bildet: 
- In einer weiteren Aufgabe haben wir das Wachstum einer Hopfenplanze untersucht.
Wir haben dabei auf Kopf-Rechnungen verzichtet und stattdessen die Funktionen des GTR genutzt:
Ableitung der Funktion f, die in den Rechner als y1 eingegeben wurde: =nDerive(y1,x,x)
Siehe dazu auch die Übersicht der Funktionen des TI-84
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