Notebook-Klassen - pro und contra

(Stand 2007)

Kritik 1
"Notebooks sind schlecht" (ohne Begründung)

Antwort 1
Es ist schade, wenn man so wenig nachdenkt und nur ein irgendwo gehörtes Urteil ohne Überprüfung zu seinem eigenen Urteil macht.
Kritik am Einsatz von Notebooks im Unterricht ist erwünscht, weil sie hilft, den Notebook-Unterricht besser zu machen.
Aber die Kritik muss konstruktiv oder wenigstens begründet sein, sonst hilft sie nicht.



Kritik 2
"Computer machen dumm. Das Leistungsniveau sinkt in den Klassen, in denen Notebooks eingesetzt werden."

Antwort 2
Die Aussage ist in keiner Weise durch wissenschaftliche Untersuchung bestätigt und trifft so auch nicht auf die Klassen zu, in denen ich unterrichtet habe.
Es wird derselbe Stoff im selben Umfang unterrichtet. Nur die Arbeitsmethoden unterscheiden sich teilweise bei Notebook- und bei Nicht-Notebook-Klassen.
Ein Leistungsabfall in einer Klasse kann vielfältige Gründe haben.
Vor allem in einer 7. Klasse (der ersten von vier Klassen des Notebook-Projektes) gibt es häufig auch in Nicht-Notebook-Klassen einen starken Leistungsabfall.
Ob dafür die Notebooks, die Pubertät, die erhöhte Stundenbelastung durch den Wahlpflichtbereich, die Schwierigkeiten wegen der Umstellung der 13-jährigen zur 12-jährigen Schulzeit, außerschulische Aktivitäten oder andere Ursachen verantwortlich gemacht werden können, lässt sich nicht eindeutig entscheiden.
Wenn man allerdings nicht in der Lage ist, die Gefahren zu meistern, die bei einem unsachgemäßen Gebrauch des Computers drohen (z.B. endloses Chatten, Computerspielen usw.), ist ein Leistungsabfall natürlich möglich. Das kann aber nicht dem Einsatz von Notebooks im Unterricht angelastet werden, sondern ist eine Folge des falschen persönlichen Umgangs mit dem Computer. Auch ein übermäßiger Fernsehkonsum oder ein falsches Umgehen mit einem zu Hause befindlichen Computer können negative Auswirkungen auf das Lernverhalten haben.



Kritik 3
"Computer lenken zu sehr im Unterricht ab"
"Spiele können auf einem Computer leichter eingerichtet werden als auf dem grafikfähigen Taschenrechner"

Antwort 3
Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Unterricht ablenken zu lassen: Man schreibt Zettelchen, liest unter dem Tisch einen Comic, spielt auf dem Taschenrechner ein Spiel (grafikfähiger Taschenrechner in den Nicht-Notebook-Klassen), spricht mit dem Nachbarn, schaut sich draußen die Schneeflocken an, malt auf dem Tisch ...
Jeder Schüler und jede Schülerin muss lernen, solchen Gefahren (Ablenkung) entgegenzuwirken.
Nur derjenige kann gute Leistungen erbringen, der sich zur Konzentration zwingen kann.
Es ist deshalb ein wichtiges Lernziel, dass man trotz des eingeschalteten Notebooks auf dem Tisch dem Unterricht mit voller Konzentration folgen kann.
Funktioniert das nicht, ist nicht das Notebook, sondern der Schüler der Schuldige.



Kritik 4
"Die Kinder sitzen schon viel zu lange am Computer, sie sollen nicht noch mehr Zeit davor verbringen"

Antwort 4
Die Kinder sollen lernen, verantwortungsbewusst den Computer zu nutzen.
Sie sollen die Möglichkeiten des Computers in sinnvoller Weise einsetzen, nicht bei endlosen Spielen, sondern zur Unterstützung des Unterrichts.
Die Zeit, die die Kinder in einer Notebook-Klasse mit schulischen Dingen am Computer verbringen, ist mit Sicherheit nicht umfangreicher als bei Hausaufgaben in Nicht-Notebook-Klassen.
Es wird also nicht zusätzlich Zeit benötigt und während der schulischen Arbeit mit dem Computer ist die Belastung mit Sicherheit nicht so groß wie bei schnellen Spielen mit flackernden Bildschirmen.



Kritik 5
"Computer erledigen alle Aufgaben selbst, man braucht nichts mehr zu tun"

Antwort 5
Die gedankliche Vorbereitungsarbeit zum Lösen einer Aufgabe muss vom Menschen vor dem Computer erledigt werden.
Der Computer selbst führt dann nur Routineaufgaben aus (wie bei einem Taschenrechner).
In anderen Fällen unterstützt der Rechner den Nutzer beim Lösen der Aufgabe, indem man mehrere Variationen eines Problems durchführen lässt.
Die Bewertung der Ergebnisse muss aber der Mensch vor dem Rechner leisten.
Wird ein Problem vom Nutzer falsch durchdacht in den Rechner eingegeben, kommt etwas Falsches heraus.
Die Güte des Computerergebnisses ist also nur so gut wie die Güte der Gedanken des Menschen, der vor ihm sitzt.



Kritik 6
"Man verlernt das Schreiben und Zeichnen und Konstruieren"

Antwort 6
Alle genannten Techniken werden selbstverständlich auch in einer Notebook-Klasse mit Kopf/Bleistift/Papier durchgeführt und trainiert.
Die Verwendung von Computerprogrammen zu diesen Zwecken dient nur zur Vermeidung von Routineaufgaben, wenn die eigentliche Aufgabe sich auf erhöhte Anforderungsbereiche bezieht.



Kritik 7
"Man kann alles auch ohne Computer machen"

Antwort 7
Ja, jedenfalls viele Dinge.
Man kann auch Physikunterricht ohne Versuche machen und Musikunterricht ohne Klavier und CD-Player.
Man kann aber auch den Computer benutzen und damit seine Aufgaben geeigneter lösen und viele Unterrichtsthemen besser verstehen.
Mit Computerunterstützung hat man vielfältigere Möglichkeiten, in der Schule zu guten Lernerfolgen zu kommen.



Kritik 8
"Das Abschreiben geht besser"

Antwort 8
Es ist sicher einfacher und schneller, eine Hausaufgabe elektronisch zu kopieren als sie mühsam abzuschreiben.
Andererseits wird bei einer Kontrolle durch den Lehrer ein kopierter Text viel einfacher und besser erkannt als wenn er mit anderer Schrift und Aufteilung abgeschrieben wäre.
Im Übrigen zeigt ein Schüler, der Hausaufgaben abschreibt, dass er noch nicht gelernt hat, verantwortungsbewusst zu arbeiten: Nur das, was man selbst erstellt hat, bringt Lernfortschritt.
Andererseits ist es gut, dass man Ausarbeitungen schnell und sicher kopieren kann: So lassen sich auch umfangreiche Ergebnisse einzelner Schüler an andere Schüler zu geringen Kosten verteilen und eine große Anzahl Schüler profitiert von der Leistung eines einzelnen Schülers (Multiplikatoreneffekt).



Kritik 9
"Die Notebooks sind zu teuer"

Antwort 9
Es ist richtig, dass die Notebooks sehr teuer sind.
Andererseits muss man bedenken:
Viele Schüler werden im 8. Schuljahr konfirmiert und bekommen zu diesem Anlass nicht unerhebliche Geldgeschenke. Häufig wird dann davon ein Computer gekauft. Warum sollte man nicht mit einem zinsfreien Kredit der Eltern in der 7. Klasse ein Notebook kaufen und dieses dann nach der Konfirmation abbezahlen?
Alle Schüler, die nicht in einer Notebook-Klasse sind, müssen sich einen grafikfähigen Taschenrechner kaufen, der etwa 90 € kostet. Vergleicht man die Leistung dieses Taschenrechners mit der eines Notebooks (Preis ca. 900 €), so ist meiner Meinung nach das Notebook wesentlich mehr als 10-mal so viel wert wie der Taschenrechner (Auflösung des Display, Speicherplatz, Schnelligkeit, Anzahl der lauffähigen Programme, Internet ...).
Für Klassenfahrten wird (vor allem in der Sek.II) häufig ein Beitrag von 200 € bis 300 € oder mehr gezahlt, und das für einen Zeitraum, der nach einer Woche vorbei ist. Das Notebook wird 4 Jahre durchgehend benutzt und steht auch danach noch für private Zwecke zur Verfügung.
Anmerkung 2010: Netbooks erhält man jetzt schon für 200 € bis 300 €.



Kritik 10
"Notebooks sind zu schwer"

Antwort 10
Das ist richtig.
Es ist dringend notwendig, dass Geräte konstruiert werden, die den Anforderungen des schulischen Betriebs wie Notebooks entsprechen, dabei aber so groß und so leicht wie eine größeres Buch sind.
Zur Zeit sind Notebooks die für den Unterricht am besten geeigneten Geräte.
Zum Transport gibt es spezielle Rucksäcke, die neben dem Raum für Bücher und Hefte auch ein Notebook-Fach besitzen.



Kritik 11
"Gefahr des Verlustes, der Zerstörung usw."

Antwort 11
Die Notebooks unserer Schüler können gegen Verlust und Zerstörung gegen eine vergleichsweise geringe Gebühr versichert werden.
Außerdem besitzen die Notebooks unserer Schüler (sofern sie über die Schule gekauft wurden) eine 4-jährige Garantie.



Kritik 12
"Das Hochfahren der Notebooks dauert zu lange, der Taschenrechner ist sofort einsatzbereit"

Antwort 12
Auch dieser Kritik stimme ich zu.
Wenn man das Notebook beim Abschalten aber nicht ganz herunterfährt sondern in den Ruhezustand versetzt, dauert das Starten nicht lange (höchstens 1/2 Minute).
Startet man sein Notebook zu Beginn des Unterrichts, ist es normaler Weise dann hochgefahren, wenn alle anderen Sachen ausgepackt sind und der Unterricht beginnt.



Kritik 13
"Bei Datenverlust ist alles weg"

Antwort 13
Ein wichtiges Lernziel beim Notebook-Unterricht ist, auf die regelmäßige Sicherung der Daten zu achten.
Wenn dann ein Datenverlust eintritt, ist nur die Arbeit eines relativ kleinen Zeitraums verloren.



Kritik 14
"Das Internet ist zu gefährlich"

Antwort 14
Richtig, das Internet bietet zahlreiche Gefahren. Das ist aber kein Problem des Notebook-Einsatzes im Unterricht sondern ein allgemeines Problem bei der Benutzung von Computern.
Ein wichtiges Lernziel im Notebook-Unterricht ist, die Bedeutung von Firewall, Virenscannern und anderen Sicherheitsprogrammen zu erkennen und sie für die eigene Sicherheit zu nutzen.
Auch die anderen Gefahren wie gefährliche Bekanntschaften über das Internet und Betrugsversuche im Internet werden im Unterricht thematisiert.



Kritik 15
"Die Notebooks werden zu wenig im Unterricht eingesetzt"

Antwort 15
Die Notebooks werden wie alle anderen schulischen Hilfsmittel dann eingesetzt, wenn es sinnvoll ist.
So kann es sein, dass das Notebook in einem Fach in einem Monat gar nicht eingesetzt wird, dafür im nächsten Monat in jeder Unterrichtsstunde.
Das Notebook darf nicht bestimmen, was im Unterricht gemacht wird, sondern auf Grund der Anlage des Unterrichts wird entschieden, ob das Notebook eingesetzt wird oder nicht.


 
Kritik 16
"Wenn man ein Notebook besitzt, wird man isoliert / lebt in einer eigenen Welt / verliert seine Sozialkontakte"

Antwort 16
Diese Gefahren sind meines Erachtens beim Fernsehen viel eher gegeben.
Gerade die Möglichkeiten zu chatten, sich e-Mails zu schreiben, online zu spielen, mit Hilfe von infoschool zusammen zu lernen usw. eröffnen gerade durch das Notebook mit Internetzugang die Möglichkeit, mit vielen Menschen Kontakt zu haben und zu bekommen.



Kritik 17
"Der Internetzugang zu Hause und in der Schule passen nicht zueinander"

Antwort 17
Das liegt darin begründet, dass es verschiedene Zugänge zum Internet sind. Auch im Haus eines Freundes oder einer Freundin wird der heimische Internetzugang nicht funktionieren.
Eine einfache Lösung des Problems ist, zu Hause mit einem Kabel ins Internet zu gehen und in der Schule über die drahtlose Netzwerkverbindung.