Unterrichtseinsichten
- Schuljahr 2010/2011 - Physik 11PH1e + 11Sf6
Elektrisches Feld
2010-08-06
- In den Naturwissenschaften arbeitet man mit Modellen.
Geeignete Modelle sind nicht
die Wirklichkeit, sondern sie
erlauben es, über die Wirklichkeit gültige Voraussagen
zu machen.
Modelle gelten nur in einem bestimmten Gültigkeitsbereich.
Verlässt man diesen Bereich, muss das Modell ggf. modifiziert
werden oder es ist nötig, ein neues Modell zu entwickeln.
- In den Naturwissenschaften kann man keine "Gesetze"
endgültig beweisen.
Aussagen,
die man in den Naturwissenschaften macht (und die man, wenn sie sich
als gültig herausstellen, auch schon mal "Gesetze" nennt), müssen falsifizierbar (= man kann
entscheiden, ob sie falsch sind) sein.
Will man herausfinden, ob eine Aussage verlässlich ist, so reicht es nicht, in Versuchen nach
Möglichkeiten zu suchen, bei denen sich die Aussage
bewährt, sondern man muss vielmehr versuchen,
in Experimenten die Aussage zu
widerlegen. Gelingt das nicht,
so kann man Vertrauen zu der gemachten
Aussage haben, aber endgültig bewiesen ist damit die Aussage
nicht.
Die Fortschritte in der Technik beruhen in hohem Maße auf dieser Methode
der Erkenntnisgewinnung.
Wer mehr dazu wissen möchte, findet z.B. in Wikipedia unter den
Stichwörtern Falsifizierbarkeit
und Karl Popper
zahlreiche Informationen.
- Wenn
wir in den nächsten Stunden von Elektronen, Atomen usw. sprechen,
muss uns immer bewusst sein, dass wir mit Modellen arbeiten.
Das Bohrsche
Atommodell ist z.B. sehr gut geeignet, um das Wasserstoffatom zu
behandeln oder um die Rolle von Valenzelektronen
zu verstehen.
- Beispiele
für solches Argumentieren mit Modellen haben wir an den Themen
"Nebel", "Widerstand", "Durchbrennen eines Drahtes" kennen gelernt.
- Hier einige interessante Links:
2010-08-11
- Wichtige Nachweisgeräte
- Elektroskop:
Einfaches Gerät zur qualitativen bis quantitativen Bestimmung von
Ladungsmengen
- Glimmlampe:
Nachweisgerät zur Polarität geladener Körper. Die
Glimmlampe glimmt an der Seite, die mit dem Minuspol in Verbindung
steht.
- Spitzenrad
(siehe 2009-01-27)

- Versuch zur Influenz

Nähert
sich eine geladene Konduktorkugel einem neutralen Elektroskop, so zeigt
dieses einen Ausschlag, der aber zurück geht, wenn man die
Konduktorkugel wieder entfernt.
Ein geladenes Elektroskop zeigt
einen stärkeren Ausschlag, wenn sich auf der Kugel dieselbe
Ladungsart befindet wie auf dem Elektroskop
und es zeigt einen schwächeren Ausschlag, wenn sich unterschiedliche
Ladungen auf Kugel und Elektroskop befinden.
Erklärung:
Die
Ladungen der Kugel wirken so auf die Ladungen im Elektroskop, dass die
gleichnamigen Ladungen nach unten in den Bereich des Zeigers
abgestoßen werden und die ungleichnamigen Ladungen nach oben in
den Elektroskop-Teller gezogen werden.
Da keine Verbindung zwischen
Kugel und Elektroskop besteht, treten auch keine Ladungen über.
Nach Entfernen der Kugel ist also der alte Elektroskopzustand wieder
hergestellt.
- Versuch zum Ladungstransport

Ein
Tropfgerät wird mit Wasser gefüllt und elektrisch aufgeladen.
Mit jedem Tropfen lädt sich das Elektroskop weiter auf, wie der
mit dem Cassy-Interface aufgenommene Messgraph zeigt:

Weitere Untersuchung mit diesem Versuch in der nächsten Stunde.
2010-08-13
- Wiederholung
des Versuchs aus der letzten Stunde, um das schrittweise Ansteigen der
Spannung durch die fallenden Tropfen noch besser zeigen zu können
(geringere Tropfenrate):

Man erkennt, dass sich mit jedem Tropfen die Gesamtladung erhöht und
dann bis zum nächsten Tropfen gleich bleibt.
Dass
der Messgraph nach rechts hin immer stärker ansteigt, liegt daran,
dass die Tropfen im Lauf der Zeit immer mehr Ladung transportieren.
Möglicherweise werden die Tropfen im Lauf der Zeit
größer.
- Dass die geringer werdende Wassermenge im
oberen Gefäß nicht diesen Verstärkungseffekt
auslöst, lässt sich zeigen, indem zwischenzeitlich Wasser
ins obere Gefäß nachgegeben wird.

Zur
Zeit t=15s wurde das Wasser zugegeben. Durch den erhöhten
Wasserdruck erhöhte sich dadurch die Tropfenrate für einige
Zeit merkbar, was durch den "Ausbrecher" im Messgraph deutlich zu sehen
ist.
- Der Versuch mit dem alu-ummantelten Tischtennisball im
Kondensator sollte zeigt, dass transportierte Ladung gleich einem
elektrischen Strom ist:

Es werden Ladungen durch Drehen der Influenzmaschine bereit gestellt.
Der Tischtennisball ist zunächst ungeladen, wird aber durch Influenz an
eine der Platten des Plattenkondensators gezogen.
Dort
lädt er sich auf und wird nun von der gleichnamig geladenen Platte
abgestoßen und von der gegenüberliegenden Platte angezogen.
Erreicht
der Ball die andere Platte, gibt er seine Ladung dort ab und nimmt
Ladung von der Platte auf, worauf er sich wiederum zur anderen Platte
bewegt.
Der Ball pendelt also zwischen den Platten hin und her und überträgt
dabei Ladungen.
Die Schnelligkeit des Pendelns erlaubt einen solchen Ladungsfluss, dass
die zwischengeschaltete Glimmlampe aufleuchtet.
Es fließt ein Strom, Strim ist also bewegte Ladung.
- In drei weiteren Versuchen wurde nun im Tropfversuch nicht mehr die
Ladung, sondern die Stromstärke gemessen.
Das
Messgerät geht so vor, dass die Ladung einen Kondensator
auflädt, der im Gegensatz zur Ladungsmessung diese Ladung aber
nicht mehr speichert, sondern über einen hohen Widerstand
abfließen lässt.

- 1. Versuch: schwarze Messkurve
Die Tropfen fallen langsam und man kann jede einzelne eintreffende
Ladung erkennen.
Insgesamt ergibt sich etwa eine Stromstärke der Größe 0,05
(Skalenteile).
- 2. Versuch: rote Messkurve
Die Tropfenrate wird erhöht.
Die Ladungen treffen schneller nacheinander ein, der Messgraph ist
also nicht mehr so zackig.
Insgesamt kommen mehr Ladungen pro Zeit an, was an einer
durchschnittlichen Ladung von ca. 0,15 Skalenteilen zu sehen ist.
- 3. Versuch: blaue Messkurve
Die
Tropfen fließen sehr schnell, teilweise sind sie gar nicht mehr
getrennt, sondern strömen als dünner Wasserstrahl.
Zacken sind fast nicht mehr zu erkennen, weil die Tropfen zu schnell
nacheinander eintreffen.
Insgesamt kommt sehr viel Ladung pro Zeit an: ca. 0,9 Skalenteile.
- Es ist also sinnvoll, die Stromstärke so zu definieren:
- Stromstärke gleich Ladung pro Zeit:
.
- Da
man aber nicht immer vom Zeitpunkt 0 an misst, sondern die
Ladungsmengen während Zeitintervallen betrachtet, schreibt man
.
- Interessiert
die Stromstärke zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, so lässt
man das Zeitintervall immer kürzer werden (mit Grenzwert 0) und
schreibt:

Die Stromstärke ist also die 1. Ableitung der Ladungsfunktion nach der
Zeit t.
- Und hier der Link von Melanie zum Thema "Gewitter"
2010-08-18
- Wiederholung bzw. Einführung einiger wichtiger Definitionen
- Skalare
und Vektoren
Bei physikalischen Größen kommt es darauf an, ob man ihnen eine
Richtung zuschreiben kann oder nicht.
- Die
Masse m ist eine nicht gerichtete Größe. Solche
Größen heißen skalare Größen. Es reicht,
einen Zahlenwert und die Einheit anzugeben.
- Die Kraft F ist eine gerichtete Größe. Es kommt darauf an, in
welche Richtung die Kraft wirkt.
Man
gibt deshalb Zahlenwert plus Einheit und die Richtung an und stellt
die
Größe als Pfeil dar, dessen Länge dem Zahlenwert und
dessen Lage die Richtung angibt.
Bei vektoriellen Größen setzt man über die Buchstabenbezeichnung
einen Pfeil, bei der Kraft z.B.
.
- Werden Vektoren
addiert, so setzt man die entsprechenden Pfeile aneinander.
Vom
Beginn des ersten Pfeils bis zur Spitze des letzten Pfeils führt
dann der Ergebnisvektor bzw. Ergebnispfeil (siehe auch "Kräfteparallelogramm")
- Feldlinien sind
gedachte Linien (wie zum Beispiel der Schulweg) und beschreiben, in
welche Richtung die wirkende Kraft zeigt.
Näherungsweise sind es die Linien, auf denen sich ein durch das Feld
beeinflusster Körper bewegt.
Im elektrischen Feld wird durch die Feldlinien die Kraftrichtung der
auf eine positive Ladung wirkende Kraft beschrieben.
- In einem homogene
Feld verlaufen die Feldlinien parallel zueinander.
Die Wirkung auf einen durch das Feld beeinflussten Körper ist überall
im Feld gleich.
Felder, die nicht homogen sind, nennt man inhomogen.
- In der Physik gibt es zwei wesentliche Methoden zur
Erkenntnisgewinnung, die induktive
und die deduktive
Methode.
Während
bei der Induktion von Spezialfällen auf die Allgemeinheit
geschlossen wird, wird bei der Deduktion von der Allgemeinheit auf
Spezialfälle geschlossen.
Zu den Gefahren beim (ausschließlichen) Gebrauch der Induktion siehe die
verlinkten Ausführungen.
Verlässliche Ergebnisse gibt es in der Physik nur, wenn sich beide
Methoden ergänzen:
- Versuche
bringen erst dann verwertbare Ergebnisse, wenn die Messwerte in einen
theoretischen Zusammenhang (z.B. durch Formeln) eingebettet werden.
- Theoretische Ableitungen sind erst dann als gültig zu akzeptieren,
wenn sie durch Versuche bestätigt werden.
- Dieses Wechselspiel lässt sich durch folgendes Diagramm
veranschaulichen:

- Auswertung von Feldlinienbildern zum elektrischen Feld:

Mit einem Tageslichprojektor werden die Feldlinienbilder an die Tafel
(links) bzw. Wand (Mitte und rechts) projiziert:

- Zwei
kreisförmige Elektroden mit unterschiedlicher Ladung erzeugen ein
Feldlinienbild, das an das Feldlinienbild eines Stabmagneten erinnert.
- Die Feldlinien treten senkrecht sud den Elektroden aus.
- Der Verlauf der Feldlinien ergibt sich aus der Kraft, die an jeder
Stelle der Fläche auf eine positive Probeladung wirkt.
Die Probeladung wird von der positiv geladenen Elektrode abgestoßen
und von der negativ geladenen Elektrode angezogen.
Das Kräfteparallelogramm ergibt eine Kraft, deren Pfeil parallel zur
Feldlinie im betreffenden Punkt liegt.
- Feldlinien
überschneiden sich nicht, da die Kraftrichtung an jeder Stelle
eindeutig ist (die Ladung hat keine Wahl zwischen zwei
Kraftrichtungen).
- Zwischen zwei geraden und parallelen Elektroden bildet sich ein
homogenes Feld aus.
- Gesucht ist nun eine Größe, mit der man die Wirkung auf Ladungen in
einem Feld beschreiben kann.
Um
die Kraft auf eine Probeladung im Feld zu messen, wird diese
Probeladung (z.B. wenig ausgedehntes geladenes Kügelchen oder
dünnes Plättchen, parallel zu Kondensatorplatten in einem
Kondensatorfeld) an einem langen Faden aufgehängt.
Durch die im
Feld (angenommen: homogenes Feld mit parallel zur Erdoberfläche
laufenden Feldlinien) wirkende Kraft wird die Probeladung zur Seite
ausgelenkt.
Der Aufhängefaden der Länge L wird dabei um den Winkel α aus der
Senkrechten ausgelenkt.
Die Gewichtskraft FG zieht die Probeladung nach unten, die
elektrische Kraft zieht senkrecht dazu zur Seite.
Es bildet sich eine Gleichgewichtslage aus, bei der die Richtung des
Fadens mit der Richtung der Gesamtkraft übereinstimmt.

Es gilt im rechtwinkligen Dreieck unten links:
.
- Hausaufgabe: Wie kann man α durch L ersetzen?
2010-08-20
- Aus der Skizze zu letzten Stunde folgt aus dem oberen Dreieck:
.
Damit folgt insgesamt: 
- Für kleine Winkel α (α<10°) gilt näherungsweise sin α =
tan α.
Diese Gesetzmäßigkeit kann man sich an folgendem GeoGebra-Arbeitsblatt
veranschaulichen:

- Damit lässt sich die oben gefundene Formel noch vereinfachen:

- Diese
auf einen elektrisch geladenen Körper im elektrischen Feld
wirkende Kraft ist proportional zur Ladung des Körpers: Fe ~
Q.
Mit dem konstanten Proportionalitätsfaktor E lässt sich dann
schreiben:

Für verschiedene Probeladungen ergibt sich an derselben Stelle im selben
elektrischen Feld immer der gleiche Wert E.
E ist also geeignet als feldbeschreibende Größe zu dienen.
Man nennt E "elektrische Feldstärke". Die Einheit von E ergibt sich aus
der Definitionsgleichung: 
- Die Proportionalitätsfaktoren
in ähnlichen Gleichungen geben immer Besonderheiten des
betrachteten physikalischen Vorgangs an.
Beispiele:
- Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit:

v gibt die konstante Geschwindigkeit der Bewegung an.
- Ohmsches Gesetz:

R gibt den (bei konstanter Temperatur) konstanten Widerstand in der
Schaltung an.
- Hookesches Gesetz (Schraubenfeder):

D gibt die Federhärte der Schraubenfeder an.
- Stromstärke:

I gibt die Stromstärke im Stromkreis an.
2010-08-25
- Die
elektrische Feldstärke E beschreibt die Kraft auf eine Probeladung
in einem elektrischen Feld und ist damit charakteristisch für das
Feld.
Es reicht, E für jeden Punkt im Feld anzugeben und das Feld ist damit
restlos beschrieben.
- Man
kann aber in Sonderfällen auch durch die Beschreibung des Aufbaus
zur Erzeugung eines elektrischen Feldes Aussagen über E machen.
Dazu haben wir folgende Versuche an einem homogenen Feld eines
Plattenkondensators durchgeführt:

- Bei allen Versuchen sind zwei Kondensatorplatten an eine
Hochspannungsquelle angeschlossen.
- Ein "Ladungslöffel" (rechteckiges Plättchen am Isolierstiel) wird
flächig an eine Kondensatorplatte gehalten.
Dabei wird so viel Ladung aufgenommen, wie sich an der Kontaktstelle
auf der Platte befindet.
Die Ladung wird mit einem Ladungsmessgerät gemessen.
- Bei jeder Berührung wird die gleiche Ladung aufgenommen. Ladungen
auf dem Messgerät sind addierbar.
- Zwei Platten, nebeneinander an eine Kondensatorplatte gehalten,
nehmen die doppelte Ladungsmenge auf.
Die aufgenommene Ladungsmenge ist also proportional zur Fläche der
Plättchen: Q~A.
- Zwei
Plättchen, die aneinandergelegt in den Bereich des elektrischen
Feldes zwischen den Kondensatorplatten gehalten und dort getrennt
werden, haben dieselbe Ladung, wie die an die Kondensatorplatten
gehaltenen Plättchen. Die Ladungen auf den Plättchen sind
aber unterschiedlich auf Grund der Influenz. Das zur positiv geladenen
Platte zeigende Plättchen ist negativ geladen, das zur negativen
Platte hin zeigende positiv.
- Werden die Flächen der
Plättchen nicht parallel zu den Kondensatorplatten gehalten,
so werden auf Grund von Influenz unterschiedliche Ladungsmengen
aufgenommen.
- Die Beziehung "Fläche proportional zur
Ladung" A~Q nutzen wir zur Beschreibung des elektrischen Feldes
eines Plattenkondensators aus.
Dazu wandeln wir die Proportionalitätsgleichung in eine Gleichung mit
dem Proportionalitätsfaktor σ um:

σ nennt man Flächenladungsdichte.
σ wird größer mit wachsender Anzahl von Ladungen auf den Platten und
kleiner mit wachsender Plattengröße bei konstanter Ladungsmenge.
- Bei
Verdoppelung der Ladung auf den Platten wird σ doppelt so
groß, aber auch E wird doppelt so groß, weil doppelt so
viel Ladungen auf die Probeladung wirken.
Wird die Ladung ver-n-facht statt verdoppelt, werden auch σ und E
ver-n-facht.
Es gilt also σ~E. Mit dem Proportionalitätsfaktor ε0 gilt
.
ε0 heißt elektrische Feldkonstante.
- Hausaufgabe: Auf eine Probeladung von Q=5·10-9C wirkt im
homogenen Feld eines Kondensators die Kraft 7N.
Der
Kondensator trägt die Ladung 1,6C. Die Platten haben die
Länge 1m und die Breite b. Der Wert von b ist zu berechnen.
2010-08-27
- Bisher
wurde nur ein Spezialfall eines elektrischen Feldes Betrachtet: das
homogene Feld eines Plattenkondensators (im Unterricht besprochene
Einschränkungen bei den randbereichen und bei großem Abstand
der Kondensatorplatten beachten!).
Viel häufiger treten inhomogene Felder auf, die oft Ähnlichkeit mit dem
radialsymmetrischen Feld haben.
- Radialsymmetrisches Feld
Eine mit definierter Ladungsmenge aufgeladene Metallkugel wird von 2
metallenen Halbkugeln umgeben.
Auf diesen wird durch Induktion eine Ladung getrennt, die der Ladung auf
der Kugel entspricht.
Die Ladungsmessung der Kugel-Ladung und der Halbkugeln-Ladung führt zu
gleichen Ladungsmengen.

Die Feldlinien gehen von Kugel und von den Kugelschalen
radialsymmetrisch aus (senkrecht zur Kugeloberfläche).
Man kann deshalb die Feldlinien in Gedanken bis zur Mitte der Kugel
zurückverfolgen und sagen:
Die
Ladung einer geladenen Kugel entspricht der Ladung eines Punktes, dem
Mittelpunkt der Kugel. Der Kugelradius spielt keine Rolle.
Da sich
die Ladungen bei größeren Kugeln, also in
größerer Entfernung vom Mittelpunkt, auf eine
größere Fläche verteilen, nimmt das elektrische Feld
nach außen hin ab.
- Bestimmung der elektrischen Feldstärke E im radialsymmetrischen Feld

Mit
dem Elektrofeldmeter, das über elektromagnetische Induktion die
Stärke E des elektrischen Feldes bestimmt, wird E in
Abhängigkeit von r gemessen.
Messwerte:
L1 = Abstand r des Elektrofeldmeters von der Kugelmitte ; L2 =
elektrische Feldstärke in beliebigen Einheiten (Skalenteile)
Da
sich die Messsonde des Elektrofeldmeters am Ort 30mm befand,
müssen die Werte für r noch korrigiert werden: L3=L1-30.

Die graphische Darstellung der Messpunkte erinnerte mehrere Schüler an
eine exponenzielle Abnahme.
Die Regression mit ExpReg ergab folgendes Ergebnis:
Für
größere Abstände könnte tatsächlich eine
Expoenzialkurve angenommen werden, für kleines r gibt es aber
erhebliche Abweichungen.
Nächster Versuch: Regression PwrReg für eine Gleichung der Art y=a*x^b:
Mit der Gleichung y=2500·x-2 bzw. E=2500·r-2
werden die Messpunkte gut angenähert.
2010-09-01
- Der Taschenrechner gab in der letzten Stunde das Ergebnis
E=2499.226152*r-2.164271366.
Es
ist nicht sinnvoll, so viele Stellen anzugeben, da die
Versuchsbedingungen nicht gut genug waren, um so viele Nachkommastellen
zu garantieren.
Der Faktor wird deshalb auf 2500 gerundet.
Die
Menge der Exponenten, die in physikalischen Formeln vorkommen, besteht
im wesentlichen aus {-2, -1, -1/2, 0, 1/2, 1, 2, 3, 4}, wobei 3 und 4
nur sehr selten auftreten.
In unserem Fall sollte man also den Exponenten auf -2 runden.
Damit liegt das Ergebnis
vor.
- Das
im Versuch gewonnene Ergebnis muss nun durch theoretische Betrachtungen
aufbereitet werden, damit man ein Modell für das
radialsymmetrische Feld erhält, aus dem man verlässliche
Vorhersagen machen kann.
Bekannt ist, dass bei Entfernung von einer
Ladung die elektrische Feldstärke abnimmt (qualitativ) und dass
diese Abnahme wahrscheinlich gemäß der Proportionalität
E~1/r2 geschieht (quantitativ).
- Wir wissen: E=1/ε0·σ und σ=Q/A. Daraus folgt E=1/ε0·Q/A.
Eigentlich war A jeweils die Fläche der gleich großen und gleich
geladenen Kondensatorplatten beim homogenen Feld.
In
der letzten Stunde haben wir gesehen, dass auf der kleinen Kugel und
der großen (aus zwei Halbkugeln bestehenden) Kugel jeweils die
gleiche Ladung vorhanden war.
Die Feldlinien standen alle senkrecht auf diesen beiden Kugeln.
Die Flächenladungsdichte der kleinen Kugel ist also größer als die der
großen Kugel.
Das gilt dann entsprechend auch für die elektrische Feldstärke.
Analog
zum Kondensatorfeld setzen wir also für den Flächeninhalt bei
der Flächenladungsdichte die Kugelfläche ein: A=4πr2.
Damit erhalten wir:
in Übereinstimmung (E~1/r2)
mit dem Versuch.
- Die Kraft im radialsymmetrischen Feld inden wir mit Hilfe der Formel
E=F/QP, wobei QP die Probeladung ist:
.
- Bemerkenswert ist hier die Symmmetrie der Ladungen (Kommutativgesetz
der Multiplikation).
Die Rolle von felderzeugender Ladung und Probeladung sind austauschbar!
Man sollte das in der Schreibweise berücksichtigen, indem man nur von
den beiden Ladungen Q1 und Q2 spricht:
.
Diese Gesetzmäßigkeit nennt man Coulomb'sches
Gesetz.
Siehe dazu auch eine Aufgabe aus dem bayerischen Abitur bei Leifi.
- Siehe auch im Buch auf Seite 59 die Formel für das Gravitationsfeld:

2010-09-03
- Besprechung der Hausaufgabe
Achtung: Bevor man sin α = tan α setzt, muss man sich vergewissern,
dass der Winkel nicht zu groß ist!
- Schülerversuch zum Thema elektrisches Potenzial

Papierstücke aus dem Papierspender am Waschbecken werden angefeuchtet.
An zwei gegenüberliegenden Stellen A und B wird über Krokodilklemmen
eine Spannung angelegt.
1. An mehreren Stellen x zwischen A und B ist die Spannung zwischen A
und x zu messen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Spannung und dem
Abstand zwischen A und x?
2.
Auf dem Papier sollen Stellen x mit gleicher Spannung zwischen A und x
gefunden, mit Filzschreiber markiert und dann verbunden werden.
Welche Form haben die gefundenen Linien?
3. Die Spannung zwischen 2 beliebigen Punkten auf dem Papier soll
gemessen werden.
Welche Gesetzmäßigkeiten sind zu entdecken?
Ergebnisse zu 2.:

Besprechung in der nächsten Stunde.
2010-09-08
- Die Punkte entlang einer Linie geben im Versuch (letzte Stunde)
Stellen an, die gleiches elektrisches
Potenzial haben.
Durch
das elektrische Potenzial wird die Eigenschaft eines Feldes
beschrieben, wie groß die Wirkung auf eine Ladung ist,
unabhängig von der Ladung selbst.
Das Null-Potenzial haben wir in den Punkt A gelegt. Dort liegt also das
Potenzial 0 vor.
Man
kann aber für jeden Punkt des Feldes das Potenzial 0 definieren.
Dann ändern sich die Potenziale an den anderen Stellen
entsprechend.
- Beispiel aus der Mechanik:
Hebe ich eine Kugel, die auf dem Tisch liegt, um 50cm in die Höhe, so
kann ich sagen:
Die Tischoberfläche hat die Höhe 0cm. Dann hat die Kugel nachher die
Höhe 50cm.
Ich kann aber auch sagen:
Die
Tischoberfläche hat die Höhe 1m über dem Fußboden.
Dieser habe die Höhe 0cm. Dann hat die Kugel nachher die Höhe
150cm.
Wichtig ist nur die Differenz zwischen den Höhen, nicht die absoluten
Werte.
- Als Spannung
U zwischen 2 Punkten in einem elektrischen Feld wird nun die
Potenzialdifferenz zwischen diesen Punkten definiert.
- Vorversuch zur nächsten Stunde:
Ein Kondensator wird dadurch charakterisiert, wie viele Ladungen er bei
einer bestimmten Spannung aufnehmen kann.
Wir
haben bei 2 kleinen Kondensatorplatten bei verschiedenen Abständen
und bei großen Kondensatorplatten die Spannung und die
aufgenommene Ladung gemessen.
Ergebnisse:

- Hausaufgabe: Auswertung-Vergleich
2010-09-10
- Die Tabelle der letzten Stunde zeigte, dass Ladung Q und Spannung U
proportional zueinander sind: Q~U.
Aus dieser Proportionalitätsgleichung etrgibt sich durch Einfügen einer
Konstante C die Gleichung Q=C·U.
C nennt man Kapazität. Diese Größe gibt an, wieviel Ladung pro Spannung
auf dem Kondensator angesammelt wird.
C ist also ein Maß dafür, wie gut der Kondensator Ladung speichern kann.
- Der Versuch zeigte qualitativ sehr gut, dass die Kapazität C zunimmt,
wenn die Plattengröße A zunimmt
und dass die Kapazität C abnimmt, wenn der Plattenabstand d abnimmt.
- Bei quantitativen Versuchen muss man sehr genau arbeiten und die
Versuchsbedingungen sehr gut kontrollieren.
Wir
haben an zwei gegenüberstehenden Platten als Plattenkondensator
eine Messung durchgeführt, die die Vermutung C~A/d bestätigen
sollte.
Obwohl mit großer Genauigkeit gemessen wurde, war das Ergebnis nicht
sehr überzeugend:
- Plattengröße 400cm2 ; Spannung: 300V

- Plattengröße 900cm2 ; Spannung: 300V

- Wenn C~A/d, so kann wegen C=Q/U auch geschrieben werden Q~A/d=A·d-1.
Es hätte sich also bei der Regression die Hochzahl -1,00 ergeben
müssen statt -0,75.
Und
da sich die Flächeninhalte der Platten wie 400/900=0,44 verhalten,
müsste sich dieser Wert auch aus den Koeffizienten 15,13 und 28,18
ergeben.
Es gilt aber 15,13/28,18=0,54.
- Hauptgrund für
die Abweichungen vom "richtigen" Ergebnis wird sein, dass trotz
größter Sorgfalt der Schüler beim Durchführen des
Versuchs die beiden Kondensatorplatten nicht völlig planparallel
ausgerichtet waren. Durch Induktion entsteht schon bei leichter
Neigung
der Platten gegeneinander eine Ungleichverteilung der Ladungen auf den
Platten, wodurch das eigentlich angestrebte homogene elektrische
Feldzu einem inhomogenen wird.
- In einer theoretischen Herleitung haben wir die Energie
in einem Kondensator zu
hergeleitet.
Man beachte die Strukturgleichheit der Formel mit anderen
Energie-Formeln:
.
2010-09-22
2010-09-29
- Kathodenstrahlröhre (Schattenkreuzröhre)

Elektronen
werden durch eine hohe Spannung aus der Kathode (hinten ander zentralen
Achse der Röhre) gelöst und dann beschleunigt durch die
positive Spannung, die am unteren Röhrenteil angebracht ist.
Die
Elektronen fliegen auf Grund ihrer Trägheit gerade weiter und
treffen auf die vordere Glaskuppe, wo sie im Glas ein grünes
Leuchten erzeugen (siehe Link).
Ist das Metallkreuz in den Strahlengang geklappt, werfen die Elektronen
einen scharf abgegrenzten Schatten auf das Glas.
- Wird
in die Röhre eine Fluoreszenzplatte so eingebaut, dass die sich
flächig ausbreitenden Elektronen streifend auf diese Platte
treffen, kann der Strahlengang der Elektronen nachvollzogen werden.
Siehe dazu das sehr gelungene 1.
Arbeitsblatt von Jörn Schneider.
Zur Herleitung der Bahnkurve siehe das 2.
Arbeitsblatt von Jörn Schneider.
Hier ein Eindruck vom abgelenkten Elektronenstrahl (rechts das vom
Glühdraht stammende Licht):

2010-10-01
2010-10-06
- Versuch zur Entladung eines Kondensators

2 Kondensatoren wurden über 2 verschiedene Widerstände entladen.
Die Spannung am Kondensator wurde mit dem Cassy-Interface in
Abhängigkeit von der Zeit registriert.
Bei der Auswertung ergaben sich bei der Regressionsgleichung U(t)=A*e-t/B
für B folgende Werte

B scheint proportional zu C und R zu sein, also insgesamt zu R·C.
Das passt zu der Gleichung, die wir theoretisch hergeleitet haben:
U(t)=U0·e-t/RC.
Beachtet man, dass die Angaben für R und C gerundete Werte sind, ergeben
die Produkte von R und C recht genau die B-Werte.
- Zur Theorie siehe Infoblatt Entladen
und Aufladen eines Kondensators über einen ohmschen Widerstand
2010-10-27
weiter mit Magnetfeld